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Porträt
Mit der Blockflöte in Sanssouci
Der Schweizer Blockflötist Isaac Makhdoomi entführt mit seinem neuen Album an den Hof Friedrichs des Großen
Von
Susanne Dressler
www.isaacmakhdoomi.ch

Dieses Klischee hält sich also immer noch?“ Isaac Makh­doomi schüttelt den Kopf und lächelt verschmitzt. Auf die Frage, ob die Blockflöte neben Instrumenten wie Klavier, Geige oder Klarinette eine untergeordnete Rolle spiele, hält der Schweizer Virtuose ein leidenschaftliches Plädoyer für sein Ins­trument. „Lange hatte ich mit diesem Vorurteil zu kämpfen, weil man sich als Blockflötist oft unterschätzt fühlt. Aber mittlerweile sehe ich es als Vorteil: Fast jedes Mal erzeuge ich einen Wow-Effekt – die Zuhörer sind verblüfft, was ich aus der Blockflöte herausholen kann.“ Das Instrument hätte in der Tat mehr Aufmerksamkeit verdient. Bereits in der Antike existierten Flöten aus Knochen oder Holz mit Grifflöchern, in der Renaissance erlebte das Instrument eine erste Blüte. Ihre Glanzzeit erreichte die Blockflöte schließlich im 17. und 18. Jahrhundert, bevor sie von der Traversflöte aus den sich formierenden Orchestern verdrängt wurde. Erst im 20. Jahrhundert entdeckte die Klassikwelt das Instrument wieder neu. Abgesehen davon bleibt die Blockflöte für viele das erste Instrument der Kindheit – leicht zu erlernen, beliebt an Schulen und oft das Highlight beim Weihnachtsvorspiel. Aber eben abgestempelt als „Instrument für Kinder“.

Isaac Makhdoomi weiß aus eigener Erfahrung, wie prägend der frühe Kontakt mit Musik ist. Er wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. „Meine Mutter ist Pianistin und hat sich mit mir als Baby im Tragetuch ans Klavier gesetzt. Wir hatten diese großen, schwarzen Schallplatten mit Mozart, Beethoven, Bach – das waren meine ersten Hörerlebnisse.“ Makh­doomi wurde 1984 in Arlesheim bei Basel in eine indisch-schweizerische Familie geboren. Sein Aufwachsen war nicht nur von zwei Kulturen, sondern auch von unterschiedlichen musikalischen Einflüssen geprägt. „Mein Vater kommt aus Kaschmir und hat schon immer gerne gesungen oder rezitiert. Die großen Dichter des Orients waren bei uns zu Hause allgegenwärtig. Bei Familienfesten stand er oft spontan auf und rezitierte oder sang – das hat mich beeindruckt. Diese Lust am Performen habe ich wohl von ihm geerbt“, erzählt Makhdoomi lachend.

Wie aber haben sich eine Schweizerin und ein Kaschmiri kennengelernt? „Das ist eine fast filmreife Liebesgeschichte“, sagt er strahlend. „Meine Mutter war in Südindien, um den Tempeltanz kennenzulernen, mein Vater als Geschäftsmann vor Ort. Am Strand trafen sie sich zum ersten Mal.“ Die Liebe führte ihn schließlich in die Schweiz. „Die Region, in der mein Vater aufwuchs, ist eine Welt für sich – abgeschieden im Himalaya, geteilt zwischen Indien und Pakistan, politisch hochexplosiv. Ich kann die Sprache nicht, aber ich spüre das Temperament dieser Volksgruppe in mir – das ist mein kaschmirisches Erbe. Ich gehe sehr intuitiv an Musik heran.“

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